Wir freuen uns, für den 10.06., um 15 Uhr, den nächsten Vortrag unserer MINT-EC-Reihe durch Herrn Prof. Dr. Ernst-Heinrich Rühl von der Hochschule in Geisenheim am Rhein ankündigen zu können. Prof. Rühl beschäftigt sich mit der Forschung rund um die Rebenzucht und den Weinanbau. Der Vortrag ist insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit Interesse an Bio- und Ökologie dringend zu empfehlen.
Die Rettung des europäischen Weinbaus
Mitte der 1860er Jahre war die Weinwelt in Südfrankreich in bester Ordnung. In dem milden Klima wuchsen hervorragende Weine, die einen guten Absatz hatten und der ganzen Region Wohlstand brachten. Doch das Idyll sollte bald ein jähes Ende finden. Erste Winzer beobachteten ein herdförmiges Absterben von Reben in ihren Weinbergen, das sich langsam ausbreitete und immer mehr Anlagen in Mitleidenschaft zog. An den Blättern der Reben gab es keine Symptome, doch die Wurzeln der abgestorbenen Stöcke zeigten einen dichten Pilzbewuchs; war das die Ursache des Rebensterbens oder nur die Folge davon?
Am 15. Juli 1868 untersuchten die Weingutsbesitzer Sauhut und Bazille zusammen mit Prof. Planchon von der Universität in Montpellier einen solchen Weinberg mit abgestorbenen Reben. Nachdem sie an den Wurzeln der toten Reben wiederum nur Pilzbewuchs festgestellt hatten, untersuchte sie auch gesund aussehende Reben am Rand des Herdes. Auf den Wurzeln fanden sie zahlreiche gelbe, ca. 0,5 mm große Läuse. Waren sie die Ursache für das unerklärliche Rebensterben? Woher kamen sie und – noch viel wichtiger – was konnte man gegen sie unternehmen? Viele Fragen, die die Wissenschaft nicht nur in Frankreich und die Weinwelt in den folgenden Jahren in Atem halten sollte, zu gewaltigen wirtschaftlichen Schäden in vielen Weinbauregionen Frankreichs und Europas führen sollten und an deren Ende der Weinbau weltweit ein anderer sein würde.